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Wie könnte ich dich vergessen, Engel!

Der kleine Prinz, der vor vielen Jahren den Dichter Saint-Exupéry begleitete, kam Jahre später noch einmal zurück. Diesmal landete er am Rande eines Parks.

Direkt vor einem Haus, in dem ein Kind am offenen Fenster saß und hinausschaute, stieg er aus seinem Raumschiff, das wie eine riesige, buntschillernde Seifenblase aussah.

"Hallo, kleines Mädchen", rief er.

"Siehst du, dass ich ein Mädchen bin?", sagte sie, "das erkennt nicht jeder, weil ich doch keine Haare habe!"

"Ach", sagte der ewig kleine Prinz. "Ich kenne mich da nicht so aus, ich bin doch nicht von dieser Welt; ich komme von sehr weit her. Müssen hier die Mädchen Haare haben?"

"Ich hatte mal viele Haare, lange Haare", sagte das Mädchen, "doch ich bin sehr krank, jetzt habe ich keine mehr."

Mit einem Schwung hüpfte der Prinz durch das offene Fenster und setzte sich neben das Mädchen.

"Ich sitze hier gern und schaue hinaus", sagte das Mädchen, "ich kann nicht mit den Kindern spielen, ich bin zu schwach."

"Ich schaue auch gern," sagte der Prinz.

Sie schauten das muntere Treiben der Kinder auf dem Spielplatz. Sie schauten die Mütter und Väter, die ihre Kinder beim Spielen beobachteten. Sie schauten die alte Frau, die auf der Bank saß und ein Buch las. Sie schauten dem Mann nach, der eilig den Park durchquerte.

So saßen sie nebeneinander, der Prinz und das Mädchen. Schweigend schauten sie in den Park.

"Du", sagte das Mädchen. "Ja", sagte der Prinz.

"Glaubst du, dass Kinder Engel werden, wenn sie sterben?"

„Engel“ fragte der Prinz, „erzähl mir von Engeln!“

"Engel können fliegen; sie können hier sein und plötzlich ganz wo anders; sie sind sanft, sie trösten, sie beschützen. Manchmal sieht man sie; doch sie können auch unsichtbar sein", erklärte das Mädchen.

"Diese Wesen kenne ich", sagte der Prinz.

"Werden Kinder zu Engeln, wenn sie sterben?", fragte das Mädchen.

Der Blick des Prinzen wanderte über die Menschen im Park. "Wer sonst", sagte er, "wer sonst sollte zu einem Engeln werden, wenn nicht ein Kind!"

"Aber schau", sagte das Mädchen, "der kleine Junge dort hinten, der zankt sich immer, jeden Tag; kannst du dir vorstellen, dass der ein Engel werden könnte?"

"Ein kleiner Bengel-Engel!", sagte der Prinz. Das Mädchen lachte laut.

"Und dort!", rief sie, "das könnte der Engel sein, der nicht hören will." Beide lachten sie, das Mädchen und der Prinz.

Sie erkannten noch den widerspenstigen Engel, den kreischenden Engel, den rasenden Engel, den schüchternen Engel, den Unfugengel, den Schmuseengel und den Engel, der immer abseits stand.

Sie lachten und lachten, hatten viel Freude miteinander und vergaßen die Zeit.

"Was werde ich für ein Engel sein, was meinst du?", fragte das Mädchen mitten in das Lachen hinein.

"Der lustige Engel mit dem ganz besonderen Lachen", sagte der Prinz.

Sie schauten in den Park.

"Jetzt muss ich wieder weiter", sagte der ewig kleine Prinz, "ich bin etwas traurig", fügte er hinzu.

"Warum bist du traurig?", fragte das Mädchen.

"Weil du so ein besonderes Wesen bist", antwortete er, "mit einem Lachen, das mein Herz berührt. Wenn du nicht mehr hier bist, wird es ein sehr wertvolles, lustiges Kind weniger auf dieser Welt geben. Du wirst fehlen. Das macht mich traurig."

"Dafür wird es einen Engel mehr geben", flüsterte das Mädchen dem Prinzen zu.

"Ja", sagte der Prinz, "das ist eine große Bereicherung für die Welt der Engel."

Sie schauten in den Park. Es war spät geworden. Die Sonne stand tief zwischen den Baumkronen. Die Kinder waren nach Hause gegangen. Die Parkbänke waren verlassen.

"Heute war ein ganz besonderer Tag", sagte der Prinz, "ich habe viel über Kinder gelernt und über Engel; und ein Menschenkind hat sich tief in mein Herz gelacht."

"Vergiss mich nicht!", rief das Mädchen ihm nach.

"Wie könnte ich", rief der Prinz zurück, "und wenn irgendwann ein solch wunderbares Lachen durch das weite Universum schallt, dann weiß ich, dass du da bist. Wie könnte ich dich vergessen, Engel !"

Text: Frank Maibaum / Aus seinem Buch:

Liebe wird sein, Liebe, was sonst!

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Einen Engel erkennen

Schwer ist es, das Haupt hoffnungsvoll zu den himmlischen Heerscharen zu erheben, wenn die Augen aller Menschen ängstlich nur Irdisches sehen. Schwer ist es, vor den Boten Gottes demütig niederzuknien, während man leichter durch Überheblichkeit und Hochmut Ruhm und Reichtum erhält. Das Schwerste für einen Menschen ist allerdings, selbst zu denken wie ein Engel, zu sprechen wie ein Engel und so zu handeln, dass man in ihm einen Engel erkennt.

Aus den Qumranschriften, uralte Schriften des Judentums, gefunden in der Mitte des 20. Jahrhunderts in einer Höhle bei Qumran am Toten Meer / Übersetzung: Frank Maibaum

Im Kapitel Engeltexte stehen Engelzitate, Engelgedichte und biblische Engeltexte.Im Kapitel SPRÜCHE finden Sie gesammelte Texte und Sprüche zu Abschied und Trauer aus Der kleine Prinz von Antoine de Saint Exupéry.

 

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