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Du bist von uns gegangen. Mein Leben ist zerrüttet. Da ist kein Boden unter meinen Füßen. Ich spüre keinen Halt. Ich versuche, das zu ergreifen, was mir je wichtig war. Es verfliegt wie Rauch im Wind.
Was hält mich im Fall? Ich greife ins Leere. Wer hält mich? Man ruft mir liebe Worte zu. Ich höre sie wohl; doch sie rauschen vorbei.
Mitten ins Fallen hinein träume ich diese Geschichte:
Ein Mensch macht sich auf den Weg in ein Trauerhaus. Was werde ich sagen, fragt er sich, mit welchen Worten kann ich trösten? Er spielt mit möglichen Sätzen, nimmt sie an, verwirft sie wieder. Vielleicht hilft ein Umweg durch den Park. Dort, auf der einer Bank werde ich innehalten, meine Worte abwägen.
„Ein schöner Tag heute, nicht wahr!“, bemerkt ein Mann im Vorübergehen.
„Ja, wohl wahr, doch ich bin auf dem Weg in ein Trauerhaus. Ich grüble, was ich sagen kann.
„Das wird schon werden!“, ruft der Mann.
„Ich bin auf dem Weg in ein Trauerhaus, unsicher, wie ich trösten kann“, bekennt er der Frau, die sich zu ihm setzt.
„Der Tod gehört zum Leben“, spricht sie, steht auf, „das wäre doch so ein Satz für Sie.“ Und geht.
Da sitzt der Mensch, noch ohne Antwort auf seine Frage. Ein Ball rollt heran. Ein kleiner Junge springt hinterher, greift seinen Ball und schaut. „Bist du traurig?“
„Ein Mensch ist gestorben, ja, ich bin traurig. Und ich bin auf dem Weg zu Menschen, die noch viel trauriger sind.“
Der Junge schaut ihm ins Gesicht, legt seinen Ball beiseite, steigt auf die Bank, umarmt ihn still und fest, steigt hinab, nimmt den Ball und springt davon.
Ergriffen blickt der Mensch ihm nach. Dann setzt er seinen Weg fort, wohl wissend, was er tun wird. Der kleine Junge gab ihm die Antwort.
Man ruft mir Worte zu; sie erfassen mich nicht. Doch ein Blick, der mich versteht, erreicht mich. Ein stiller Händedruck ergreift mich. Eine wortlose Umarmung hält mich.
Text: Frank Maibaum / Aus dem Buch:
"Ich ruf dir meine Liebe zu,
ein Dankeschön und ein Verzeih!":
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Eine stille Umarmung
6 Das Geheimnis des Todes
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So nutzt man die Geschichte im Trauerfall:
Vielfältig kann man eine solche Trostgeschichte benutzen. Man kann Sie in eine Trauerrede einbeziehen. Sie können eine solche Geschichte aber ebenso einem Beileidschreiben zum Tod einer Mutter beilegen.