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Trauergedanken, Trostgedichte und Trauergedichte anderer Kulturen und Religionen

Indianische Trauerworte, Trauergedanken aus dem alten Ägypten und Trauerlyrik chinesischer Gelehrter

Die Trauertexte auf dieser Seite stammen aus anderen Kulturen und aus anderen Religionen. Sie eignen sich besonders als Lesung bei einer "freien", also nicht kirchlichen Abschiedsfeier. Doch es sind religiöse Texte, die durchaus auch zu christlichen Beisetzungen gelesen werden können.

So ist der Tod vor mir

Trauertext aus dem Alten Ägypten

Der Tod ist heute vor mir, / wie Genesung nach einer Krankheit, / wie ein erstes Aufstehen / nach einem Leiden.

Der Tod ist heute vor mir, / wie der Duft der Myrrhe, / wie eine Rast unter einem Schutzdach, / an einem stürmischen Tag.

Der Tod ist heute vor mir, / wie der Duft der Lotusblumen, / wie ein Augenblick im Freudenrausch.

Der Tod ist heute vor mir, / wie ein Weg nach dem Regen, / wie eine Rückkehr nach Hause, / nach einem Krieg in der Ferne.

Der Tod ist heute vor mir / wie die Freude, die man empfindet, / sein Haus wiederzusehen / nach langen Jahren in der Gefangenschaft.

 

Mein letzter Wunsch

Indianisches Sterbelied

Lass es schön sein, / wenn ich das letzte Lied singe. / Lass es Tag sein, / wenn ich das letzte Lied singe.

Ich möchte / auf meinen beiden Füßen stehen, / wenn ich das letzte Lied singe.

Ich möchte / mit meinen Augen hochblicken, / wenn ich das letzte Lied singe.

Ich möchte, / dass die Sonne / auf meinen Körper scheint, / wenn ich das letzte Lied singe.

Lass es schön sein, / wenn ich das letzte Lied singe. / Lass es Tag sein, / wenn ich mein letztes Lied singe.

 

Weint nicht an meinem Grab

Abschiedsworte der Lakota-Indianer

Steht nicht an meinem Grab und weint, / ich bin nicht da, nein ich schlafe nicht.

Ich bin eine der tausend wogenden Wellen des Sees; / ich bin das diamantene Glitzern des Schnees, / wenn ihr erwacht in der Stille am Morgen, / dann bin ich für euch verborgen, / ich bin ein Vogel im Flug, leise wie ein Luftzug, / ich bin das sanfte Licht der Sterne in der Nacht.

Steht nicht an meinem Grab und weint, / ich bin nicht da,nein ich schlafe nicht.

 

Nach dem Tod

Weiser: Gibst du zu, dass die Seelen nach dem Tod entweder weiterbestehen oder beim Tod untergehen?

Schüler: Natürlich gebe ich das zu.

Weiser: Und wie ist es, wenn sie weiterleben?

Schüler: Ich gebe zu, dass sie dann glücklich sind!

Lehrer: Wenn sie aber untergehen?

Schüler: Dann können sie nicht unglücklich sein, weil sie ja überhaupt nicht mehr da sind.

Lehrer: Aber wie kannst du dann denken, der Tod sei ein Übel? / Wenn die Seelen weiterleben, macht uns der Tod glücklich. / Wenn wir nachher kein Gefühl mehr haben, kann uns der Tod nicht wehtun.

Marcus Tullius Cicero 106 - 43 v. Chr.

 

Das ist mein Abschiedswort

Aus der Gedichtsammlung Gitanjali des bengalesischen Poeten Rabindranath Tagore

Ich nahm den Tod nicht wahr, da ich zum ersten mal  die Schwelle dieses Lebens überschritt. Ach, welche Macht hat mich geöffnet in diese Weite voll Geheimnis, wie eine Knospe sich erschließt im Wald um Mitternacht.

Als ich am ersten Morgen aufsah in das Licht, erkannt ich plötzlich, dass ich auf dieser Welt kein Fremdling war. Das Unerforschliche, das weder Form noch Namen hat, nahm mich in seine Arme - in meiner Lieben Mutter Arme.

Genauso wird der Tod, das gleiche Unbekannte, mir erscheinen als etwas, was ich stets gekannt. Und weil ich dieses Leben liebe, werd ich gewiss den Tod genauso lieben.

Das Kind weint auf, wenn es die Mutter wegnimmt von der rechten Brust, und findet an der linken schon im nächsten Augenblick den vollen Trost.

Wenn ich einmal von hier mich wende, sei dies mein Abschiedswort: Unübertrefflich ist, was ich gesehen. Gekostet hab ich von dem verborgenen Honig der Lotosblüte, die auf dem Ozean des Lichts sich entfaltet. Und so bin ich begnadet. Dies sei mein Abschiedswort.

Auf dieser Bühne grenzenloser Formen hatte ich mein Spiel.

Rabindranath Tagore 1861 - 1941

 

Wir erinnern uns

Jüdischer Trauertext

Beim Aufgang der Sonne / und bei Ihrem Untergang / erinnern wir uns an die Verstorbenen.

Beim Wehen des Windes / und in der Kälte des Winters / erinnern wir uns an sie.

Beim Öffnen der Knospen / und in der Wärme des Sommer / erinnern wir uns an sie.

Beim Rauschen der Blätter / und in der Schönheit des Herbstes / erinnern wir uns an sie.

Zu Beginn des Jahres / und an dessen Ende / erinnern wir uns an sie.

Wenn wir müde sind / und Kraft brauchen / erinnern wir uns an sie.

Wenn wir verloren sind / und krank in unserem Herzen / erinnern wir uns an sie.

Wenn wir Freude erleben, / die wir so gerne teilen würden, / erinnern wir uns an sie.

Solange wir leben, / werden auch sie leben, / denn sie sind ein Teil von uns, / wenn wir uns an sie erinnern.

Mehr Trauergedichte:

1 Übersicht über Trauergedichte

2 Die Liebe ist das Größte

3 Undere Herzen hatten Flügel

4 Trauerlyrik bekannter Dichter

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Mehr Trauertexte in den Kapiteln:

Ich gehe für immer

Du gingst fort

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